- Ausstellung: Jugendstil
- Kommerzieller Erfolg
Der gewerbliche Handel mit und die Massenproduktion von Waren nahmen im 19. Jahrhundert zu, um der wachsenden Bevölkerung in den Städten Europas Rechnung zu tragen. In explosionsartig angestiegener Werbung wurde für einen mit Luxus assoziierten Jugendstil-Look geworben, der bald auf dem gesamten Kontinent allgegenwärtig war. Die verschiedensten Jugendstil-Produkte wurden an Verbraucher der Mittelschicht mit mondänen Ambitionen und verfügbarem Einkommen vermarktet.
Liberty ist der Ort erster Wahl für den kunstbeflissenen Käufer.
In London kreierte ein Einzelhändler einen der Namen, unter denen der Jugendstil bekannt war, den Stile Liberty. Das 1875 von Arthur Lasenby Liberty gegründete britische Kaufhaus Liberty & Co. war eine der erfolgreichsten und einflussreichsten Verkaufsstätten von Jugendstil-Artikeln.
Nach einer rapiden Erweiterung wurde Liberty zur Verkaufsstelle für zahlreiche kontinentaleuropäische Jugendstil-Künstler . Glas, Schmuck, Möbel, Silber- und Metallarbeiten wurden auch beim eigenen Designteam in Auftrag gegeben und die bunten Textilien erfreuten sich besonderer Beliebtheit.
Japan übte in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts großen Einfluss auf die europäische Kunst und Kultur aus. Nachdem die japanischen Häfen ab 1853 wieder mit dem Westen Handel trieben, kamen eine beispiellose Menge und Vielfalt japanischer Waren aus dem Fernen Osten. Dazu zählten u.a. Porzellan, Seide, Fächer, Kimonos und Holzschnitte im Genre des Ukiyo-e, wie im links gezeigten Werk von Yoshitoshi Tsukioka.
Das als Japonismus bekannte Phänomen hatte seinen Anfang genommen und Arthur Liberty war ein früher Anhänger und nahm japanisch inspirierte Artefakte und Stile in das Produktangebot seiner Firma auf.
„Der Wunsch, japanische Gegenstände zu besitzen, entstand sofort nach Eröffnung der Weltausstellung von 1862 und es dauerte nicht lange, bis sich unsere Händler damit befassten, diese seltsamen Erzeugnisse als Handelsgüter einzuführen.“ Christopher Dresser
Der aus Hamburg stammende Geschäftsmann Siegfried Bing (1838-1905) war eine einflussreiche Persönlichkeit in der Popularisierung von japanischer Kunst und Jugendstil. Ab den 1870ern leitete er ein Import-Export-Unternehmen in Paris und verlegte die einflussreiche Monatsschrift Le Japon Artistique. Im Dezember 1895 eröffnete Bing die Galerie L’Art Nouveau, in der Schmuck, Gemälde, Keramik, Buntglas und Mobiliar von Designern wie Tiffany, Georges de Feure, Eduard Colonna und Eugène Galliard verkauft wurden. Japanische Motive dienten europäischen Künstlern als direkte Inspiration, beispielsweise Émile Gallé, dessen eindrucksvolle Schüssel aus dem Jahre 1880 hier abgebildet ist.
Ausstellung: Gegenstand des Wahns des 19. Jahrhunderts.
Ausstellungsmessen und insbesondere Weltausstellungen waren wichtige Vorzeigeprojekte für den Jugendstil. Die Weltausstellung des Jahres 1900 in Paris markierte den Höhepunkt des Jugendstils und machte Paris zu einem wichtigen Zentrum der Kunstbewegung. Millionen von Besuchern und Tausende von Ausstellern nahmen an der Messe teil.
Gleich anschließend ist außergewöhnliches Filmmaterial zur Weltausstellung zu finden, das von den Filmrollen französischer Kameramänner und Kameraassistenten, die für Thomas Edison arbeiteten, zusammengestellt wurde.