Black Lives in Europe
Sportler*innen
Schwarze Athlet*innen im Profisport
Schwarze Athlet*innen im Profisport
Vom 19. Jahrhundert bis heute ist Sport immer beliebter, professioneller und lukrativer geworden und Schwarze Athletinnen glänzen darin. Aber auch wenn sie wegen ihrer sportlichen Erfolge anerkannt wurden, sahen sich Schwarze Sportlerinnen häufig mit Rassismus und Vorurteilen seitens der Behörden, der Fans und der Gesellschaft insgesamt konfrontiert.
Der erste Schwarze Athlet, der an den Olympischen Spielen teilnahm, war Constantin Henriques de Zubiera, der als Mitglied des französischen Rugby-Teams in Paris im Jahr 1900 antrat. Der in Haiti geborene Zubiera war auch der erste Schwarze Sportler, der olympisches Gold errang, als Frankreich den Rugby-Wettkampf gewann.
Die beiden folgenden Plakate stehen stellvertretend für die Vorurteile, denen Schwarze Athlet*innen im 20. Jahrhundert ausgesetzt waren. Das erste Plakat stammt aus dem Jahr 1950 und bewirbt die Harlem Globetrotters, eines der erfolgreichsten Basketball-Teams weltweit. Auf dem Plakat werden die Globetrotter vor ihrem in Antwerpen stattfindenden Spiel mit einem rassistischen Label versehen, indem das Spiel als Kampf zwischen „Schwarz und Weiß“ ausgewiesen wird.
Dieses zweite Poster stammt aus dem Jahr 1978 und bewirbt einen Ringkampf zwischen Bert Mychel und „Negro Samson“, einem kolumbianischen Ringer, der als Billy Samson bekannt war (sein wirklicher Name ist Pedro Murillo). Murillo nur auf seine Hautfarbe zu reduzieren und nicht seinen Namen zu nennen, machen ihn exotisch und entmenschlichen ihn.
Während des gesamten 20. Jahrhunderts mussten Schwarze Athletinnen ihre Wettkämpfe unter diesen widersprüchlichen Bedingungen antreten – sie wurden für ihre Erfolge gefeiert, während sie sich zugleich Feindseligkeit und Rassismus ausgesetzt sahen. Dieses Kapitel beleuchtet die persönlichen und professionellen Erfolge von fünf Schwarzen Sportlerinnen aus der modernen Zeit, erzählt ihre Lebensgeschichten und hebt ihre sportlichen Erfolge hervor.
Abebe Bikila war der erste äthiopische Sportler, der eine olympische Goldmedaille gewann, als er bei den Olympischen Spielen 1960 in Rom barfuß den Marathon lief und einen neuen Weltrekord aufstellte.
Abebe Bikila wurde am 7. August 1932 in Shewa geboren. Er zog etwa 1952 nach Addis Abeba um und trat in das 5. Infanterie-Regiment der kaiserlichen Garde von Äthiopien ein, einer Elite-Infanteriedivision, die den äthiopischen Herrscher schützte. Bikila stieg bis zum Rang des Shambel (Hauptmann) der Armee auf.
Bikila nahm insgesamt an sechzehn16 Marathons teil. In Bei seinem ersten Marathon in Addis Abeba wurde er Zweiter, gewann zwölf weitere Rennen und wurde 1963 im Boston- Marathon Fünfter. Abebe gewann 1964 bei den Olympischen Spielen in Rom Tokio seine zweite Goldmedaille und war so der erste Athlet, der einen olympischen Marathontitel erfolgreich verteidigte.
Im Juli 1967 erlitt Abebe seine erste von zahlreichen sportbedingten Beinverletzungen, die ihn am Abschluss seiner letzten beiden Marathons hinderte. Im März 1969 wurde Abebe durch Verletzungen, die er sich bei einem Autounfall zuzog, gelähmt. Er erlangte zwar eine gewisse Beweglichkeit des Oberkörpers zurück, konnte aber nie wieder laufen. Während er sich in England einer medizinischen Behandlung unterzog, nahm Abebe 1970 an den Stoke Mandeville Games in London, einem frühen Vorläufer der Paralympics, in Bogenschießen und Tischtennis teil.1971 nahm er auch an einem Wettkampf in Norwegen für Athlet*innen mit Behinderung teil und gewann ein Geländeschlittenrennen.
Abebe starb im Oktober 1973 im Alter von 41 Jahren an einer Gehirnblutung infolge seines Unfalls vier Jahre zuvor. Er erhielt ein Staatsbegräbnis und Äthiopien rief einen landesweiten Trauertag aus. Heute sind zahlreiche äthiopischen Schulen, Veranstaltungsorte und Veranstaltungen nach ihm benannt, darunter auch das Abebe- Bikila-Stadion in Addis Abeba.
Helmut Köglberger war der erste Schwarze Fußballspieler, der für Österreich spielte. Er gab sein Debüt in einem Spiel gegen Ungarn im September 1965. Der 1946 in Steyr, Österreich, geborene Köglberger war der Sohn einer Österreicherin und eines afro-amerikanischen Soldaten, der zu den alliierten Besatzungstruppen nach dem Zweiten Weltkrieg gehörte. Später sagte Köglberger in Interviews, er sei aufgewachsen, ohne seinen Vater zu kennen.
Seine professionelle Fußballkarriere begann im Jahr 1964, als er für den Linzer Athletik-Sport-Klub (auch als LASK bekannt) spielte, der in diesem Jahr die österreichische Fußballmeisterschaft gewann. Im Jahr 1968 wechselte er zum Fußballklub Austria Wien, der ebenfalls in dieser Saison die österreichische Fußballmeisterschaft gewann – auch dank Köglberger, der in der Saison 1968/69 Torschützenkönig der Liga wurde. In der Saison 1974/75 kehrte er zum LASK zurück und war mit insgesamt 22 Toren erneut Torschützenkönig der Liga.
Köglberger spielte 28 Mal für die österreichische Nationalmannschaft, schoss sechs Tore und war außerdem der Mannschaftskapitän.
Nach seinem Rückzug aus dem Profisportmanagte Köglberger eine Reihe österreichischer Teams und unterstützte die ACAKORO Football Academy in Nairobi, Kenia. Helmut Köglberger starb im September 2018 im Alter von 72 Jahren.
Die niederländische Sprinterin Nelli Cooman war eine herausragende Kurzstreckenläuferin und gewann mehrere Meisterschaftstitel. Sie war zweimal Weltmeisterin und sechsmal Europameisterin über 60 Meter bei Hallenmeisterschaften in den 1980er Jahren.
Die 1964 in Suriname geborene Nelli Cooman zog im Alter von acht Jahren mit ihrer Familie nach Rotterdam in den Niederlanden. Da sie sich zunächst für Fußball interessierte, trug ihr ihre Laufgeschwindigkeit den Spitznamen „Fräulein Pelé“ ein. Als Teenager wechselte sie die Sportart und begann mit dem Leichtathletiktraining. 1981 nahm sie an den europäischen Junior-Meisterschaften in Utrecht teil, wo sie im 100-Meter-Lauf den siebten Platz belegte. 1984 wurde sie Profi-Athletin und gewann bei der europäischen Hallen-Meisterschaft in Göteborg 1984 eine Bronzemedaille.
Zwei Jahre später, bei den Leichtathletik-Halleneuropameisterschaften 1986 in Madrid, gewann sie eine Goldmedaille, als sie die 60 Meter in sieben Sekunden lief, einer Weltrekordzeit. In diesem Jahr wurde sie zur niederländischen Sportlerin des Jahres ernannt. Ihr Weltrekord blieb bis 1992 bestehen, ist aber heute immer noch ein nationaler niederländischer Rekord.
Goldmedaillen in den Leichtathletik-Halleneuropameisterschaften folgten 1987, 1988 und 1989, sowie Goldmedaillen in den Leichtathletik-Hallenweltmeisterschaften 1987 und 1989. Nelli Cooman zog sich 1995 aus dem Sport zurück.
Diese Gedenkbriefmarke zur Fußballweltmeisterschaft 1994 zeigt den schwedischen Fußballer Martin Dahlin – einen überragenden Stürmer, der zum schwedischen Team gehörte, das 1992 das Halbfinale der Europäischen Fußballmeisterschaft erreichte und 1994 in der Fußball-Weltmeisterschaft Dritter wurde.
Martin Dahlin wurde 1968 geboren und wuchs in Lund auf, einer Stadt in Südschweden. Er war der Sohn eines venezualischen Vaters und einer schwedischen Mutter, die sein Interesse an Fußball ermutigte. Er spielte für die Lokalmannschaften Lunds BK und Malmö FF, bevor er für die Olympischen Spiele 1988 für die schwedische Nationalmannschaft ausgewählt wurde. 1991 schoss er bei seinem Debüt für die schwedische Nationalmannschaft ein Tor und war damit einer der ersten Schwarzen Fußballspieler, die das Land vertraten.
In den 1990er Jahren spielte er Fußball auf Vereinsebene in Deutschland, Italien und Großbritannien. 1993 gewann er den goldenen Ball („Guldbollen“), eine Auszeichnung für den besten schwedischen Spieler des Jahres, nachdem er sieben Tore in WM- Qualifikationsspielen geschossen hatte. Bei der Weltmeisterschaft 1994 schoss er weitere vier Tore und sicherte Schweden den dritten Platz. Mit seinen 60 internationalen Spielen und 29 Toren für Schweden gehört er zu den zehn besten schwedischen Torschützen aller Zeiten.
Die in Leeds, West Yorkshire, geborene Adams begann in ihrer Kindheit mit dem Boxen. Ihren ersten Kampf gewann sie im Alter von 13 Jahren. Zu Beginn ihrer Boxkarriere hatte Adams Schwierigkeiten, eine finanzielle Förderung zu finden – was zum Teil an der mangelnden Anerkennung des Frauenboxens lag. In dieser Zeit arbeitete sie als Bauarbeiterin und als Statistin für das Fernsehen, während sie gleichzeitig ihr Training fortsetzte. Erst seit 2009 unterstützt das Internationale Olympische Komitee die Finanzierung des Frauenboxens.
Mit ihrem olympischen Gold war Adams 2012 die erste offene LGBTQ+-Sportlerin, die eine olympische Boxmedaille gewann. 11 Jahre zuvor, 2001, war sie die erste weibliche Boxerin überhaupt, die England in einem Kampf gegen eine irische Boxerin vertrat. 2007 gewann sie als erste weibliche Boxerin eine Medaille bei einem großen Wettkampf, und holte Silber bei den Europameisterschaften in Dänemark.
Bei den Olympischen Spielen 2016 in Rio de Janeiro verteidigte Adams ihren Titel und gewann Gold.
2016 war sie die amtierende Olympiasiegerin, Welt- und Europameisterin im Fliegengewicht und gewann sämtliche Amateur-Meisterschaften. 2017 wurde Adams Profi-Boxerin und 2019 WBO-Champion. Im selben Jahr zog sie sich aus dem Boxsport zurück, um weitere Verletzungen zu vermeiden, und verfolgt nun eine Karriere im Bereich Medien.