- Ausstellung: Entdecken Sie die Welt der Musikinstrumente
- Versuchsinstrumente
Einleitung
Zu allen Zeiten beruhte die Kunst der Musikinstrumentenmacher auf einem subtilen Gleichgewicht aus Achtung vor der Tradition und dem Verlangen nach dem Experiment. Ob in Bezug auf die Ergonomie, die Präzision des Klangs, die dynamische Ausdruckskraft oder den Reichtum der Klangfarben: Die Suche nach Verbesserungen hat die Musikinstrumente mit der Zeit geformt und sie dem Zeitgeschmack, den Ideen der Komponisten oder veränderten Spielweisen angepasst.
Während sich einige Erfindungen wie die Ventile an Blechblasinstrumenten oder die moderne Klaviermechanik mit doppelter Auslösung durchgesetzt haben, hatten andere nicht den Erfolg, den ihre Schöpfer sich erhofft hatten. So berücksichtigten die Instrumentenmacher im 19. Jahrhundert verstärkt die Gesetze der Akustik, um innovative Instrumente zu schaffen. Viele dieser Instrumente kamen über das Stadium des Einzelstücks nicht hinaus, da sie alteingeführten Spielgewohnheiten zuwiderliefen. Ähnlich erging es auch einigen elektronischen Musikinstrumenten des 20. Jahrhunderts.
Diese Fälle zeigen durchweg, dass sich der Erfolg von Innovationen im Musikinstrumentenbau in einem delikaten Gemenge verschiedenster Interessen und Umstände entscheidet. Zwar sind die musikalische Qualität eines Instruments und das Angebot eines geeigneten Repertoires grundlegende Voraussetzungen, doch können Eigenschaften wie die Handhabbarkeit, der Preis, die Haltbarkeit oder eine aufwändige Instandhaltung diese überwiegen.
Ungewöhnliche Größen
In mehreren Jahrhunderten des Instrumentenbaus haben sich, abhängig von ihrer Stimmung und ihrem Tonumfang, die Größen der Musikinstrumente entwickelt. Bei der Konstruktion ließen sich die Hersteller von den Erfordernissen der Handhabbarkeit und dem Einfluss auf die Dynamik des Tons leiten. Mit dem Entstehen öffentlicher Konzerte und dem Bau immer größerer Konzertsäle mussten Instrumentenbauer die Forderungen nach immer lauteren Musikinstrumenten befriedigen. Die Erkundung extremer Tonlagen im Subkontrabassbereich und im höchsten Diskant veranlasste die Hersteller zu Versuchen mit ungewöhnlichen Baugrößen. Diese spektakulären Instrumente standen vor allem während der großen Industrieausstellungen im 19. Jahrhundert für die Innovationskraft der Instrumentenmacher, die ihr Publikum gezielt zu beeindrucken suchten. Da diese Experimente jedoch oft zu Lasten der Ergonomie gingen, war ihnen meist nur eine kurze Lebensspanne beschert.
Ungewöhnliche Formen
Zu allen Zeiten zeigten Instrumentenmacher große Findigkeit, wenn es darum ging, Musikinstrumente im Rahmen der musikalischen Anforderungen so ergonomisch wie möglich zu gestalten. Auch ästhetische Aspekte spielten eine Rolle, da die Schönheit eines Instruments den Musiker wie auch sein Publikum gleichermaßen inspiriert. All diese Kriterien haben zur Gestalt der Musikinstrumente geführt wie wir sie heute kennen. Der Wille, sich von der Konkurrenz abzuheben, aber auch die Einführung neuer Funktionalitäten oder die Erkundung neuer Klangmöglichkeiten haben die Instrumentenmacher bisweilen dazu veranlasst, ungewöhnliche Konstruktionsformen zu wählen. Diese Instrumente üben heute auf Sammler eine besondere Anziehungskraft aus.
Innovative Mechaniken
Musikinstrumente bergen in sich eine Vielzahl technischer Einrichtungen, sei es um Luft in Orgelpfeifen zu treiben, die Springer von Cembali und die Hämmer von Klavieren zu bewegen oder Zupf- und Streichinstrumente exakt zu stimmen. Im Laufe der Zeit zeigten die Instrumentenmacher großen Erfindungsreichtum bei der Weiterentwicklung dieser Mechaniken und schufen besser ansprechende, besser stimmende und besser stimmbare Instrumente. Im Bereich der mechanischen Verbesserungen erfuhren im 19. Jahrhundert die Blechblasinstrumente mit der Erfindung der Ventile und die Holzblasinstrumente mit der Anbringung des Boehm-Systems eine bemerkenswerte Entwicklung. Einige Hersteller boten, beflügelt durch neu entdeckte akustische Gesetzmäßigkeiten, hoch innovative technische Lösungen an. Einigen dieser Lösungen blieb jedoch der Erfolg versagt, da sich ihre Handhabung als zu schwierig erwies oder in Jahren des Lernens erworbene traditionelle Spieltechniken radikal in Frage gestellt wurden.