- Ausstellung: François Crépin und das Studium wilder Rosen
- Sammler von Sammlungen
Mit Hilfe seines Korrespondentennetzes baute Crépin nach und nach ein riesiges Rosenherbarium auf, das er später dem Staatlichen Botanischen Garten in Brüssel schenkte.
Gegen Ende seiner Karriere umfasste es mehr als 40.000 Sammlungen, die das gesamte natürliche Spektrum der Gattung Rosa repräsentierten. Zusätzlich erhielt er von Botanikern und botanischen Institutionen in aller Welt Tausende von Blättern als Leihgaben, die er sorgfältig studierte.
Insgesamt habe er über die Jahrzehnte etwa 100.000 Sammlungen zur Überarbeitung und Kommentierung erhalten, schätzte Crépin. Diese wurden anschließend ihren Sammlern oder Institutionen zurückgegeben, zusammen mit den geschätzten, maßgeblichen Kommentaren, die Crépin auf den Etiketten notiert hatte. Er wurde auch gebeten, Exsiccatae zu verifizieren und zu kommentieren, die zur Weitergabe an interessierte Forscher und Institutionen gedacht waren. Darunter befanden sich auch die Sammlungen Herbarium Rosarum (herausgegeben von den französischen Botanikern Simon Pons und Hippolyte Coste) und Sammlungen des Botanical Exchange Club of the British Isles. Abonnenten erhielten außerdem Broschüren mit zusätzlichen kritischen Anmerkungen zu jeder Kollektion der Exsiccatae. Ausschnitte davon wurden oftmals auf den Herbarbögen aufgebracht.
Grundsätzlich stark abgeneigt gegenüber Spekulationen, zog Crépin die Beobachtung der Hypothese vor. Als Evolutionist wusste er, dass es wichtig war, die weit zurückreichende geologische Vergangenheit zu verstehen, um die Beziehungen zwischen heute existierenden Arten und Varietäten zu definieren und eine Systematik aufzubauen, die die natürliche Verwandschaft widerspiegelten. Crépin unterschied zwischen “Buch-Arten”, die von sogenannten Phytographen (befasst mit der detaillierten Beschreibung von Pflanzen) beschrieben und veröffentlicht wurden, und natürlichen Arten. Während “Buch-Arten” umstrittene Schöpfungen des menschlichen Geistes darstellten war Crépin davon überzeugt, dass natürliche Arten wirklich "da draußen" existierten und nicht bloß menschliche Kreationen waren - er war ein "Artenrealist".
Crépin behauptete, dass sich Arten wesentlich von Gattungen oder Varietäten unterscheiden. Letztere seien lediglich Schöpfungen des menschlichen Geistes. Daraus ergab sich die Schlüsselfrage, mit der er während seiner gesamten Karriere zu kämpfen hatte: Wie definieren und erkennen wir eine natürliche Art? Und wie vermeiden wir es, eine Art die in der Natur frei vorkommt zu verwechseln mit einer Gattung die mehrere Arten enthält, oder mit einer Varietät der es an ausreichenden Unterscheidungsmerkmalen mangelt um sie zu einer "gut" getrennten Art zu machen?