- Ausstellung: Der Sacharow-Preis, das Europäische Parlament und die Menschenrechte weltweit
- Preisträger 1988 - 1999
Nelson Rolihlahla Mandela – 1988, Südafrika
Nelson Mandela, ein Hoffnungsträger im Kampf gegen den Rassismus, hat den historischen Übergang Südafrikas von der Apartheid zu einer Demokratie, an der alle Menschen gleich welcher Hautfarbe teilhaben, angeführt und Chancengleichheit und Frieden für alle vorangebracht.
Dies ist für mich eine Aufforderung, der Vision treu zu bleiben, die uns allen gemein ist, der Vision einer Welt ohne Krieg, ohne Armut und Leid. Für mich ist dies vor allem eine Herausforderung, den Mut zu bewahren und für Gerechtigkeit und Frieden zu kämpfen
Anatoli Martschenko (posthum) – 1988, Russland
Anatoli Martschenko, ein Dissident aus der ehemaligen UdSSR, der die grausamen Haftbedingungen politischer Gefangener ans Tageslicht gebracht hat, wurde von Andrei Sacharow selbst für den Sacharow-Preis nominiert.
Alexander Dubček – 1989, Slowakei
Alexander Dubček, eine führende Persönlichkeit im Prager Frühling, bemühte sich um demokratische und wirtschaftliche Reformen. Für den Rest seines Lebens setzte er sich weiter für Freiheit, Souveränität und soziale Gerechtigkeit ein.
In diesem Augenblick, in dem ich den Sacharow-Preis entgegennehme, denke ich an all jene, von denen die derzeitigen Erneuerungsbestrebungen ausgegangen sind. Selbst in den schwierigsten Zeiten ihrer Existenz haben die Bevölkerungsgruppen meines Landes sich stets als Teil des großen Menschheitskampfes für die Freiheit verstanden.
Aung San Suu Kyi – 1990, Myanmar
Die ehemalige politische Gefangene Aung San Suu Kyi führte die gegen die Militärdiktatur gerichtete Demokratiebewegung Myanmars an. Sie konnte den Sacharow-Preis für geistige Freiheit erst am 22. Oktober 2013, also 23 Jahre, nachdem er ihr verliehen wurde, persönlich entgegennehmen.
Am 10. September 2020 beschloss die Konferenz der Präsidenten des Europäischen Parlaments, Aung San Suu Kyi von den Aktivitäten der Gemeinschaft des Sacharow-Preises auszuschließen, weil sie die Rechte der Rohingya-Minderheit in Myanmar nicht verteidigt und geschützt hat und die damit verbundenen Verletzungen der Menschenrechte sowie des humanitären Völkerrechts und internationaler Menschenrechtsnormen stillschweigend gebilligt hat.
Adem Demaçi – 1991, Kosovo
Adem Demaçi ist eine der Symbolfiguren des Kampfes für die Unabhängigkeit des Kosovo. Er war viele Jahre in leitenden Funktionen in der Politik des Landes tätig und ein langjähriger politischer Gefangener, der insgesamt 28 Jahre im Gefängnis verbrachte, weil er seine Stimme gegen die Art und Weise erhoben hatte, wie die albanischstämmige Bevölkerung behandelt wurde, und den Kommunismus unter dem jugoslawischen Diktator Josip Broz Tito kritisierte.
Ohne das freie Wort gibt es keinen Dialog, ohne Dialog kann man die Wahrheit nicht finden, und ohne Wahrheit ist Fortschritt unmöglich.
Die Mütter der Plaza de Mayo – 1992, Argentinien
Die Mütter der Plaza de Mayo waren die Wortführerinnen einer friedlichen Widerstandsbewegung in Argentinien. Sie richtete sich gegen die Unterdrückung durch die Militärdiktatur, die politische Gegner verschwinden ließ und folterte.
Wir möchten sozusagen einen Pakt besiegeln, mit dem wir uns alle verpflichten, dafür zu sorgen, dass das Leben und das Eintreten für das Leben keine Grenzen hat.
Hebe de Bonafini
Oslobodjenje – 1993, Bosnien und Herzegowina
Die Journalisten von „Oslobođenje“, einer Zeitung aus Sarajevo, riskierten ihr Leben, um die Einheit und ethnische Vielfalt ihres Landes während des Krieges im ehemaligen Jugoslawien zu bewahren.
Wir wollen mit unserer Arbeit ein multiethnisches, multinationales, kosmopolitisches und tolerantes Bosnien und Herzegowina verteidigen und bewahren.
Zlatko Dizdarević
Taslima Nasreen – 1994, Bangladesch
Die Schriftstellerin Taslima Nasreen musste aufgrund ihrer säkularen Ansichten zunächst aus Bangladesch und später auch aus Westbengalen ins Exil gehen. Sie kämpft gegen die Unterdrückung von Frauen und lehnt alle Formen von religiösem Extremismus ab.
Als Schriftstellerin kann ich mich nicht von meinem Land oder von der Welt isolieren, in der ich lebe.
Leyla Zana – 1995, Türkei
Leyla Zana wurde 1991 als erste Kurdin ins türkische Parlament gewählt. Ihr Einsatz für die Demokratie steht symbolisch für den Kampf ihres Volkes für Würde und Menschenrechte. Im Juni 2015 schrieb sie als Mitglied der ersten prokurdischen Partei, die mit einem Programm des Friedens und der Inklusion der Minderheiten ins türkische Parlament einzog, erneut Geschichte.
Sie werden den Fortgang und die Internationalisierung unseres friedlichen Kampfes für ein egalitäres und brüderliches Zusammenleben [...] in einem demokratischen System, in dem jedes Volk die Rechte und die Identität des anderen anerkennt, nicht verhindern können.
Wei Jingsheng – 1996, China
Als einer der Wortführer der Opposition gegen das chinesische Regime verurteilt Wei Jingsheng Verstöße gegen die Menschenrechte und kämpft für Demokratie. Weder Gefängnis noch Exil konnten ihn zum Schweigen bringen.
Der Sacharow-Preis ist „ein Akt der Ermutigung und Unterstützung im Namen der europäischen Bevölkerung ... für die gesamte Menschenrechtsbewegung in China.
Salima Ghezali – 1997, Algerien
Als Chefredakteurin der kritischen Zeitung La Nation und Vorsitzende der Vereinigung für die Emanzipation der Frau setzt sich Salima Ghezali in Algerien für die Rechte der Frau, Demokratie und politischen Dialog ein.
Die Grundfragen der Demokratie ... haben keine Chance, aus ihrem Ghetto herauszugelangen, in dem sie machiavellistisch gefangen sind, wenn die überwältigende Mehrheit der Bevölkerung darin das Privileg einer Minderheit sieht, die ihrem Schicksal gegenüber gleichgültig ist.
Ibrahim Rugova - 1998, Kosovo
Ibrahim Rugova, der erste Präsident des Kosovo, setzte sich unermüdlich für friedliche Lösungen und den Dialog ein. Er widmete sein Leben dem gewaltfreien Widerstand der albanischstämmigen Bevölkerung gegen die Unterdrückung durch die Serben.
In den zehn Jahren seines Bestehens ist der Sacharow-Preis zum Symbol des Friedens, der Freiheit und der Menschlichkeit geworden.
Xanana Gusmão – 1999, Timor-Leste
Xanana Gusmão war der Anführer des Kampfes für die Freiheit und Selbstbestimmung von Timor-Leste. Er wurde der erste Präsident des Landes und war später dessen Premierminister.
In diesem Preis sehe ich die Anerkennung des Europäischen Parlaments für den Mut meines Volkes beim Kampf für ein freies Vaterland, in dem das Denken als untrennbar mit der menschlichen Existenz verbundenes Recht gesichert ist.