- Ausstellung: Der Sacharow-Preis, das Europäische Parlament und die Menschenrechte weltweit
- Die Schaffung des Sacharow-Preises
Im Juli 1984 war die Lage von Andrei Sacharow Thema im Parlamentsplenum. Dabei kam die Idee auf, dass das Europäische Parlament alljährlich einen Preis verleihen könnte. Auszeichnen wollte man damit ursprünglich eine Untersuchung oder Veröffentlichung zu den Ost-West-Beziehungen, der Meinungs- und Untersuchungsfreiheit, der Verteidigung der Menschenrechte oder der Achtung der Rechtsstaatlichkeit. Der damalige Berichterstatter, der Franzose Jean-François Deniau, sagte dazu, das frei gewählte Europäische Parlament habe die Pflicht, die Grundfreiheiten zu verteidigen. Für Deniau war Andrej Sacharow geradezu die Verkörperung dieses Preises
ein europäischer Bürger, der zum Inbegriff der geistigen Freiheit und der freien Meinungsäußerung geworden ist und der aufgrund seiner Überzeugungen und seines Gewissens beschlossen hat, auf alle materiellen Vorteile und Ehrungen, die ihm offenstanden, zu verzichten.
Jean-François Deniau
Deniau überzeugte damit das Parlament: Am 13. Dezember 1985 nahmen seine Mitglieder die Entschließung zur Einführung des Sacharow-Preises für geistige Freiheit mit großer Mehrheit an.
Lord Plumb, der damalige Präsident des Europäischen Parlaments, nahm persönlich Kontakt zu Andrej Sacharow auf, der im Frühjahr 1987 erklärte, er unterstütze das Projekt und stimme der Schaffung eines nach ihm benannten Preises zu. Schließlich wurde beschlossen, den Sacharow-Preis an Einzelpersonen oder Organisationen zu verleihen, die sich in Europa und weltweit um die Menschenrechte verdient gemacht haben – durch ihr Wirken oder ihre Leistungen. Man kam mit dem Politischen Ausschuss des Parlaments überein, dass der erste Sacharow-Preis noch vor dem Ende des Jahres 1988 verliehen werden sollte. Als Erste damit ausgezeichnet wurden Nelson Mandela und Anatoli Martschenko. Letzteren hatte Sacharow selbst vorgeschlagen.